„Theatersommer am Meer“
Foto: Alexandra Konopleva
Als das Hannoveraner Bündnis der drei Vereine Märchenkoffer e.V., Rubikus e. V. sowie Musikschule Brainin e. V. Ende Dezember 2019 eine Ferienfreizeit im niedersächsischen Dornum für Juli 2020 beantragte, ahnte noch niemand, dass diese Pläne wenige Wochen später durch die Corona-Pandemie deutlich verkompliziert werden würden. Bekanntermaßen stand der Kulturbetrieb monatelang nahezu still, zahllose Kultur Macht Stark-Projekte mussten pausieren oder in kürzester Zeit eine alternative Online-Umsetzung auf die Beine stellen. So verwundert es nicht, wenn die Projektleiterin Alexandra Konopleva von Märchenkoffer e.V. auf die Frage nach dem Projekthöhepunkt antwortet: „Das Highlight war das Projekt selbst.“ Denn bis kurz vor der Abreise war unsicher, ob das Projekt würde stattfinden können.
Theater und Mee(h)r
Doch die Bündnispartner und Teilnehmenden hatten Glück: Fünf Tage probierten sich die 15 Kinder und Jugendlichen in verschiedenen Workshops zu Themen wie Szenische Bewegung, Atem & Stimme oder Erzähltheater aus. So entstanden im Laufe der Woche mehrere kleine Theaterprojekte, die aufgrund der Hygienebestimmungen leider nicht öffentlich, sondern nur gruppenintern vorgeführt werden konnten. Die Projektergebnisse können sich nichtsdestotrotz sehen lassen: So unterschiedliche Sparten wie Puppentheater, japanisches Papiertheater oder Improtheater wurden von den Teilnehmenden kreativ umgesetzt. An den Abenden, nach einem Tag vollgepackt mit der vielfältigen Welt des Theaters, wurden dann am Strand Würstchen über dem Feuer gegrillt oder eine Schatzsuche veranstaltet. So ist es dem Bündnis gelungen, inmitten dieses denkwürdigen Corona-Sommers ein Angebot der kulturellen Bildung umzusetzen, auch wenn immer wieder spontan auf Veränderungen reagiert werden musste: „Jeden Tag kam etwas Neues“, erzählt Konopleva: „Eine gecancelte Fähre oder ausgefallene Busverbindungen, steigende Infektionszahlen in Niedersachsen oder schlicht Kinder, denen es nicht so gut ging und die fürchteten, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben. Wir mussten viel flexibler sein als sonst und sehr schnell Entscheidungen treffen.“ Als die Gruppe am letzten Tag früher abreisen musste, weil die Zimmer noch desinfiziert werden mussten, fand die angedachte Theaterrallye eben in Hannover statt. Dass das alles nicht immer einfach war, liegt auf der Hand: „Wir mussten den Teilnehmenden ein sicheres Gefühl vermitteln, obwohl wir selbst oft verunsichert waren“, beschriebt Konopleva die Situation des Teams.
(Foto: Alexandra Konopleva)
Alles anders – alles wie immer
Auch über die Theaterarbeit konnten die Teilnehmenden sich auf unterschiedlichsten Ebenen entfalten: „Durch unsere mehrsprachigen Fachkräfte konnten wir einige Teile des Programms bilingual gestalten und den Kindern so mehr Vertrauen in ihre eigenen Sprachfähigkeiten vermitteln“. Die Teilnehmer*innen hatten vorwiegend slawischsprachige Hintergründe wie z.B. Russland, Belarus oder Ukraine, aber auch türkische und spanische Wurzeln waren vertreten. Auch hinsichtlich des Alters war die Gruppe bunt gemischt (die Altersspanne lag zwischen 7 und 14 Jahren), doch wertet Konopleva dies als Ressource: „Die Großen kümmerten sich um die Kleinen, die Kleinen ahmten die Großen nach – es lief alles sehr harmonisch ab.“ So sei in der kurzen Zeit eine familiäre Atmosphäre entstanden, die es den Teilnehmenden ermöglichte, über sich hinauszuwachsen und ihre anfängliche Scheu vor der Bühne zu überwinden. „Jede Ferienfreizeit ist wie ein kleines neues Leben, aus dem Kinder verändert und ein Stück gewachsen zurückkommen“, bilanziert Konopleva.
„Einfach loslegen“
So schwierig sich die Umsetzung des Projekts mitunter auch gestaltete, zeigte sich an dem Feedback der Kinder und Jugendlichen sowie der Eltern, dass die Ferienfreizeit ein voller Erfolg war. Und auch in Zeiten von Corona konnten die Bündnispartner auf ihre Erfahrung zurückgreifen und gut zusammenarbeiten. „Jetzt, rückblickend, hat man das Gefühl, dass es keine Besonderheiten gab. Wir haben uns an die Hygienevorgaben gehalten und einfach weitergearbeitet, so gut wir konnten“, beschreibt Konopleva. Auch wenn die Unsicherheiten, insbesondere finanzieller Natur, natürlich noch längst nicht ausgestanden sind. Bündnissen, die sich für eine Förderung durch Kultur Macht Stark interessieren, macht die Projektleiterin trotzdem Mut: „Einfach loslegen, und zwar sofort :)“
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Format: Ferienfreizeit
Bündnispartner: Märchenkoffer e.V., Rubikus e. V., Musikschule Brainin e. V.
Stadt: Hannover