„Wir wollen verschiedene Kulturen durch Musik verbinden“
„Wir wollen verschiedene Kulturen durch Musik verbinden“ – das ist der Titel eines mehrmonatigen Musikprojekts, das von den Bündnispartnern Deutsch-Spanische Freundschaft e.V., MEPa Leipzig e.V. und der Internationalen Musikschule Leipzig zwischen Juni und Dezember 2018 veranstaltet wurde. Unter Anleitung der beiden Dozenten Ali Pirabi und Roberto Fratta erlernten Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 18 Jahren verschiedene Instrumente aus unterschiedlichen Ländern und setzten sich dadurch mit kultureller Diversität auseinander.
Interkulturelle Musikinstrumente
Manche der Teilnehmenden hatten zuvor noch nie ein Instrument gespielt, andere brachten bereits eine gewisse Erfahrung mit. Unabhängig von bestehenden Vorkenntnissen durften sich die Kinder in der ersten Workshop-Phase an diversen Musikinstrumenten versuchen: Neben in Europa klassischen Instrumenten wie Cello, Klarinette, Violine oder Klavier standen auch die persische Santur (vergleichbar mit der Zither), Kamantsche (eine Verwandte der Geige) und viele andere orientalische Musikinstrumente zur Auswahl. Nachdem jedes Kind sein Wunschinstrument gefunden hatte, wurden verschiedene Musikstücke eingeübt. Wichtig war auch hier, die okzidentale mit der orientalischen Kultur zu verbinden: So wurden deutsche Stücke mit orientalischen Melodien adaptiert, aber auch Eigenkompositionen des Komponisten und Multiinstrumentalisten Pirabi gespielt. Die Teilnehmenden kamen neben Deutschland aus Syrien, Afghanistan und dem Iran. Durch das Projekt erhielten sie einen Zugang zu Musik aus verschiedenen Kulturen und setzten sich auf eine ganz neue Art mit ihrer eigenen Interkulturalität auseinander. Gleichzeitig entstand ein Ort der Begegnung, nicht nur für die Kinder: „Die Eltern waren von Anfang an eingebunden“, erzählt Musiker und Produzent Fratta, „sie brachten die Kinder zu den Workshops, schauten zu oder gingen gemeinsam einen Kaffee trinken. So entstanden viele neue Bekanntschaften auch unter den Eltern.“
„Es geht weniger darum, was während des Projekts passiert, als um das, was am Ende davon bleibt.“
Der Aufbau von Netzwerken, das Kennenlernen von Menschen auch außerhalb des eigenen familiären Umfelds ist für Fratta das Wichtigste bei solchen Projekten, gerade in Hinblick auf Nachhaltigkeit: „Es geht weniger darum, was während des Projekts passiert, als um das, was am Ende davon bleibt.“ Im Rahmen seiner Arbeit erlebt er es häufig, dass Menschen mit Fluchtgeschichte nur schwer gesellschaftlichen Anschluss finden. „Es ist wichtig, Menschen, die neu nach Deutschland kommen, die die Sprache nicht sprechen und niemanden kennen, zu ermöglichen, ein ‚normales Leben‘ in Gang zu bringen.“ Einerseits sind solche Projekte für diese Zielgruppe besonders wichtig. Andererseits bestehen oft Hemmungen, entsprechende Angebote wahrzunehmen. Die üblichen Werbemaßnahmen wie Flyer und Pressemitteilungen erreichen die Zielgruppe oft nicht. Stattdessen sei es wichtig, so Fratta, einen persönlichen Kontakt herzustellen. Mundpropaganda sei daher entscheidend. Das wurde insbesondere zu Beginn des Projekts deutlich, denn anfangs war gar nicht so einfach, genügend regelmäßige Teilnehmende für das Projekt zu gewinnen. Doch durch die Netzwerke der Bündnispartner gelang es schließlich immer besser, die Zielgruppe zu erreichen und zur Teilnahme zu ermuntern.
Zusätzlich motiviert wurden die Kinder und Jugendlichen durch mehrere kleine Vorführungen, bei denen sie den Eltern ihre neuen Fähigkeiten präsentierten. Gerade die jüngeren Kinder seien vorher ein wenig aufgeregt gewesen, erzählt Fratta. Doch das sei auch richtig so, denn dadurch lernten die Teilnehmenden, Verantwortung zu übernehmen: „Es gibt Zeiten, wo man Spaß hat“, sagt Fratta lachend, „und Zeiten, wo man konzentriert Spaß hat.“
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Format: Regelmäßiges Angebot
Bündnispartner: Deutsch-Spanische Freundschaft e.V., Verein Migration-Entwicklung-Partizipation e.V. (MEPa e.V.), Internationale Musikschule Leipzig
Stadt:Leipzig