„Was wir können – was wir wollen“

Über ein halbes Jahr hinweg verwirklichte IMAGOLO e.V. zusammen mit den Bündnispartnern Pandechaion Herberge e.V. sowie Kinder- und Jugendtreff Leipzig-Grünau e.V. ein offenes Atelier für Kinder und Jugendliche verschiedenster kultureller Hintergründe. Während IMAGOLO e.V. als Antragsteller die Projektleitung und Konzeption übernahm, brachten die beiden anderen Bündnispartner ihre Netzwerke und Kontakte zur Zielgruppe und weiteren Kooperationspartnern ein. Das so geschaffene offene Atelier bot einen geschützten Rahmen, in dem sich die Projektteilnehmenden niedrigschwellig mit einem breit gefächerten Angebot an Kunsttechniken und Materialien beschäftigen und so individuelle Formen des künstlerischen Ausdrucks für sich entdecken konnten. Das Spektrum reichte dabei von Techniken wie Malerei, Linolschnitt oder Collage bis hin zu Materialien wie Holz und Ton. Besonders beliebt war jedoch ein ganz bestimmtes Genre: Der Comic, als Teil der Alltagswelt vieler Kinder und Jugendlicher, entfaltete wohl auch deswegen eine außergewöhnliche Wirkung bei den Teilnehmenden.

„Die Kinder haben wirklich etwas Grundlegendes über Kunst verstanden“

Für die Projektleiterin Julia Wolf war die Arbeit in diesem Bereich dann auch eins der Highlights: „Die Comics haben eine spezielle Kraft entwickelt, die Kinder sind richtig aufgeblüht und haben ein hohes Maß an Eigeninitiative gezeigt.“ Selbst im Anschluss an die Projekttage hätten sie eigene Recherchen unternommen, sich Comics gekauft und selbst gezeichnet. „Irgendwann wurde das Thema ein Selbstläufer, da hat etwas nachhaltig bei den Teilnehmenden gezündet“, freut sich Wolf. Das habe nicht bloß daran gelegen, dass Comics eine besonders altersgerechte Kunstform sind. Comics hätten den Teilnehmenden auch einen besonders großen Spielraum hinsichtlich der ästhetischen und inhaltlichen Gestaltung ermöglicht. Tatsächlich kannte die Fantasie der Kinder und Jugendlichen keine Grenzen – selbst Gefühle oder Gegenstände wurden zu Protagonisten erkoren. So übernahm beispielsweise ‚der düstere Nebel‘ die Hauptrolle eines Comics: „Bei so etwas haben wir gemerkt, dass die Kinder wirklich etwas Grundlegendes über Kunst verstanden haben.“ Natürlich beschäftigten sich die Teilnehmenden nicht bloß mit Comics, sondern probierten sich in den verschiedensten Bereichen aus und erweiterten ihren Erfahrungsschatz hinsichtlich künstlerischer Techniken und Arbeitsmaterialien. Die Fachkräfte gaben für jede Sitzung ein offenes Thema vor, das dann durch selbst gewählte Materialien umgesetzt wurde. Diese oftmals detailreiche und kleinteilige Arbeit legte dann auch entscheidende Grundlagen für die späteren Arbeiten an den Comics.
Wichtig war auch die Projektdauer: „Ein halbes Jahr ist eine gute Laufzeit, um eine Beziehung zu den Teilnehmenden aufzubauen und sie in ihrer Persönlichkeit und Sozialkompetenz zu stärken“, berichtet Wolf. Die Kinder und Jugendlichen bauten Freundschaften untereinander auf und nahmen das Projekt nicht als Selbstverständlichkeit hin. „Es entwickelte sich eine wertschätzende Haltung gegenüber uns und dem Projekt selbst, die zu Beginn nicht immer vorhanden war. Am Schluss haben die Teilnehmenden das gemeinsame Arbeiten dann richtig vermisst“, erzählt Wolf weiter.

Eine gute Organisation innerhalb des Bündnisses ist entscheidend

Die Zusammenarbeit im Bündnis war sehr positiv. „Das hat wirklich super funktioniert, die Kooperation war eine echte Bereicherung“, freut sich Wolf. Pandechaion Herberge e.V. habe die Projektverantwortlichen intensiv in die eigene Arbeit eingebunden, bspw. durch gemeinsame Reflexionsgespräche, und einen guten Informationsfluss gewährleistet. Das sei insbesondere bei der Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen elementar, da dort besondere pädagogische Herausforderungen existierten. Ebenso wertvoll seien die Kontakte und Netzwerke des Jugendtreffs Leipzig-Grünau e.V. gewesen, die dem Projekt zu einer größeren Öffentlichkeit verhalfen und die Zielgruppe um Kinder ohne Migrationsgeschichte erweiterten, erzählt Wolf: „Dadurch wurde ein wichtiger Beitrag zur Integration geleistet, die Kinder verschiedenster Herkünfte konnten miteinander in Verbindung treten. Das war wirklich schön.“ Beide Bündnispartner hätten die gemeinsame Arbeit nicht bloß kurzfristig als ‚ein Projekt‘ gesehen, sondern die Verantwortlichen auch über die unmittelbaren Aufgaben hinaus integriert und so eine wertschätzende Atmosphäre geschaffen. Das sei auch ihr Rat an andere Bündnisse: Alle Beteiligten müssten sich im Klaren darüber sein, dass ein solches Projekt viel Zeit kostet und einen Mehraufwand für alle Bündnispartner bedeutet – jedenfalls wenn am Ende ein professionelles Ergebnis stehen soll. Eine gute Organisation innerhalb des Bündnisses, Verantwortungsgefühl und ein Bewusstsein für gegenseitige Abhängigkeiten sei dabei entscheidend. Alle Akteure müssten ihre Expertise einbringen und relevante Informationen miteinander teilen, anstatt der Antragstellerorganisation die gesamte Verantwortung zuzuschreiben.
Dass diese Aspekte bei „Was wir können – was wir wollen“ gut funktionierten, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass Pandechaion Herberge e.V. und IMAGOLO bereits weitere gemeinsame Projekte durchgeführt haben. Eines davon wurde direkt von dem Erfolg dieses Projekts inspiriert. Es ging – wie sollte es anders sein – um selbstgemachte Comics.

Kontakt: Julia Wolf,



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Format: Regelmäßiges Angebot
Bündnispartner: IMAGOLO e.V., Pandechaion Herberge e.V., Kinder- und Jugendtreff Leipzig-Grünau e.V.
Stadt:Leipzig