„Das bin ich, da komm ich her“
Im idyllischen Isartal, ganz nah an der Grenze zu Österreich, liegt die kleine Marktgemeinde Mittenwald. Hier hat das Lionshilfswerk Mittenwald e.V. ein ganz besonderes Projekt durchgeführt: Unter Anleitung der Projektleiterin und Kunstpädagogin Manuela Dilly durfte sich eine bunt gemischte Gruppe aus elf Kindern und Jugendlichen, sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund, künstlerisch völlig frei ausprobieren. Viele der Teilnehmenden kamen aus bildungsfernen und finanziell schwachen Kontexten und waren vormals kaum oder gar nicht mit Kunst in Berührung gekommen. Unter dem Thema „Das bin ich, da komm ich her“ setzten sie sich mit ihrer Herkunft, teilweise auch Fluchterfahrung und ihrem (Zusammen-)Leben in Deutschland auseinander. Damit wurde ein völlig neuartiger Ort der Begegnung geschaffen, der so manche schöne Überraschung bereithielt: „Da waren zum Beispiel zwei Jungs, die in der Schule als schwierig bekannt waren. Bei uns machten sie aber super mit! Im Laufe des Projekts knüpften sie Kontakt zu einem geflüchteten Jungen, der kaum Deutsch sprach und es entwickelte sich eine Freundschaft“, erzählt Frau Dilly.
„Die Teilnehmenden haben sich wirklich reingehängt“
Anfangs galt es aber auch, die ein- oder andere Herausforderung zu bewältigen: „Die Gruppe bestand aus Mädchen und Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren. Einige der Kinder waren schon in der Pubertät. Da gab es schon ab und zu Konkurrenzdenken und die ein oder andere Kabbelei“, beschreibt Dilly. Doch im Laufe der Zeit wuchs die Gruppe immer weiter zusammen – und erschuf im Verlauf eines Schulhalbjahres beeindruckende Kunstwerke, die zum Abschluss in mehreren Ausstellungen präsentiert wurden. „Die Resonanz war durchweg positiv“, führt Dilly aus, „gerade die Graffititechnik kam bei den Besuchern sehr gut an.“ Eines der Bilder hängt jetzt sogar öffentlich zugänglich in einem Bahnhof; ein großes Erfolgserlebnis für die junge Teilnehmerin, die das Bild gemalt hat. Selbst Kunstwerke zu erschaffen und diese sogar einem Publikum, darunter natürlich auch die eigenen Eltern oder Freunde, zu präsentieren – das machte alle Kinder unheimlich stolz: „Die Teilnehmenden haben sich wirklich reingehängt und wurden mit vielen Besuchern belohnt.“ Die Bilder werden zusätzlich noch in einem Fotobuch gesammelt und als Andenken an die Teilnehmenden verteilt.
Frühzeitige Planung und genaue Absprachen als Erfolgsrezept
Und Frau Dilly? Auch sie ist begeistert vom Verlauf des Projekts und würde gerne ein Folgeprojekt initiieren. Das lag nicht zuletzt an der gelungenen Zusammenarbeit mit den beiden Bündnispartnern, der Grund- und Mittelschule Mittenwald und dem Kulturkreis Mittenwald e.V. Alle Beteiligten haben sich frühzeitig zusammengesetzt und genaue Absprachen getroffen. Frau Dilly hatte dadurch, dass sie zugleich Projekt- und Kursleiterin war, stets einen guten Überblick über benötigte Materialien oder Verpflegung, „das hat alles sehr viel einfacher gemacht“. Die manchmal mühseligen Tätigkeiten, die mit den Formalitäten der Mittelbewilligung zusammenhängen, sollte man laut Frau Dilly dagegen nicht unterschätzen. Doch der Aufwand hat sich gelohnt – alle Teilnehmenden waren begeistert, erzählt Frau Dilly zufrieden: „Die Kinder waren richtig traurig, als das Projekt zu Ende ging. Am liebsten hätten sie direkt nach der Vernissage weitergemacht“.
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Format: Regelmäßiges Angebot
Bündnispartner: Lions Hilfswerk Mittenwald, GSMS Mittenwald, Kulturkreis Mittenwald e.V.
Stadt:Mittenwald