„Kunstclub-News: Interkultur-Kids 4 Kids“

Am Anfang des Projekts „Kunstclub-News: Interkultur-Kids 4 Kids“ der Neusser Vereine Interkulturelle Projekthelden, Theater am Schlachthof und Raum der Kulturen Neuss stand eine eigentlich simple, aber dennoch überraschende Feststellung: Die Publikationen über das Kultur- und Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche in Neuss wurden bis dahin immer von Erwachsenen verfasst. Das Bündnis setzte sich zum Ziel, Jugendlichen ein kulturelles Angebot zu machen und sie nachhaltig zu fördern, indem die Möglichkeiten der Stadt jugendgerecht präsentiert werden sollten – von jungen Menschen für junge Menschen – in der Hoffnung, dass sich mehr Kinder und Jugendliche mit Neuss identifizieren können. Unter der Projektleitung von Claudia Ehrentraut und Umut Ali Öksüz konnte somit ein erster Stadtführer geschaffen werden, der direkt von Jugendlichen selbst konzipiert wurde. Der Projektleiter Öksüz von den Interkulturellen Projekthelden erzählt: „Vor allem jungen Menschen mit Migrationsgeschichte fällt es mitunter schwer, Neuss als ‚ihre Stadt‘ zu begreifen und sich mit der Stadtgesellschaft zu identifizieren. Vielen ist gar nicht bewusst, welche Möglichkeiten es vor Ort gibt. Das wollten wir durch unser Projekt ändern. Das Konzept hat überzeugt, sodass eine Förderung durch „InterKulturMachtKunst – KunstMachtInterKultur“ im Rahmen von „Kultur macht stark“ zustande kam.“

„Es lohnt sich immer, auf Augenhöhe mit den Jugendlichen zu arbeiten“

In drei Projektgruppen erarbeiteten insgesamt 44 Teilnehmende einen Stadtführer für Kinder und Jugendliche. Die Teilnehmenden waren dabei in alle Schritte eingebunden – von der Recherche vor Ort über die textliche und grafische Aufbereitung bis hin zur Wahl der Präsentationsform. Der intensive Einbezug der Jugendlichen lag der Projektleitung besonders am Herzen. In solchen Projekten werden die Wünsche und Ideen der Teilnehmenden häufig ignoriert: „Oftmals denken Künstler oder Pädagogen, dass sie es aufgrund ihrer Ausbildung besser wüssten. Doch es lohnt sich immer, auf Augenhöhe mit den Jugendlichen zu arbeiten, zu partizipieren, man bekommt ganz andere, tolle Ergebnisse“, schwärmt Öksüz. Das zeigte sich auch in diesem Projekt. Die Teilnehmenden gingen mit großer Ernsthaftigkeit an das Projekt heran und brachten zentrale Impulse und Ideen ein. „Manchmal haben die Jugendlichen gar nicht bemerkt, dass es längst Zeit zum Aufräumen war, weil alle so vertieft in ihre Arbeit waren“. Auch der Stadtplan, der dem Stadtführer beiliegt, entstand auf Initiative der Teilnehmenden.

Ein inklusiver Stadtführer in verschiedenen Sprachen

Dass es großen Bedarf nach ansprechenden Informationsangeboten für Kinder und Jugendliche gibt, wurde schon zu Beginn deutlich. Die Fachkräfte waren erstaunt, dass viele Teilnehmenden nur sehr wenige kulturelle Einrichtungen kannten. „Wir gingen davon aus, dass jeder zentrale Anlaufstellen wie das Theater kennt. Doch nach unseren Ausflügen hieß es regelmäßig ‚Oh cool, das kannte ich noch gar nicht!‘, das hat uns dann doch überrascht“, sagt Öksüz.
In dem Projekt kamen junge Menschen mit verschiedensten kulturellen Hintergründen zusammen, sowohl mit als auch ohne Migrations- oder Fluchterfahrung – beispielsweise Deutschland, Türkei, Bosnien, Russland, Afghanistan oder Syrien: „Es war eine ganz bunte Mischung“, erzählt Öksüz. Um den Stadtführer möglichst inklusiv zu gestalten, wurde neben der deutschen Version auch eine Übersetzung ins Englische und Arabische angefertigt. Doch das ist noch nicht alles, wie Öksüz beschreibt: „Wir sind derzeit über das „Kultur macht stark“-Projekt hinaus mit Sponsoren im Gespräch, um den Stadtführer Ende des Jahres auch als App fürs Smartphone herauszubringen. Auch die Stadt Neuss hat signalisiert, dass sie uns dabei unterstützen möchte.“

Erfolg durch den Einbezug erfahrener Bündnispartner

Insbesondere zu Beginn habe es hin und wieder Grüppchenbildung gegeben, doch im Laufe des Projekts klappte die Kommunikation innerhalb der Gruppe immer besser: „Gerade in dem Alter lässt sich noch gut vermitteln, dass die Gesellschaft bunt ist und alle Menschen gleich wertvoll sind.“ Auch die anfängliche Skepsis mancher Teilnehmenden schwand im Laufe der Zeit. Viele trauten sich nach ihren schulischen Erfahrungen gar nicht zu, einen Text zu schreiben oder Illustrationen anzufertigen. Doch während des Projekts hatten alle Jugendlichen Erfolgserlebnisse und es blieb niemand frustriert zurück.
Dass das Projekt so erfolgreich verlaufen ist, schreibt Öksüz nicht zuletzt der hervorragenden Zusammenarbeit der Bündnispartner zu. „Neuss ist die Stadt des Netzwerks“, sagt er lachend: „Das Projekt war uns sehr wichtig und daher haben wir auf erfahrene Bündnispartner gesetzt, mit denen wir bereits seit Jahren zusammenarbeiten. Das hat sich ausgezahlt.“ So rät er noch unerfahrenen Antragstellern, die an einer Projektförderung im Rahmen des Bundesprojekts interessiert sind, erfahrene Bündnispartner einzubeziehen: „Es ist von großer Bedeutung, dass alle Verantwortlichkeiten eindeutig geklärt sind und auch der Verwaltungsaufwand nicht unterschätzt wird. Neben einem professionellen Ergebnis kommt es eben auch auf professionelle Verwaltungsarbeit an.“

Kontakt: Umut Ali Öksüz, info@i-projekthelden.de



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Format: Regelmäßiges Angebot
Bündnispartner: Interkulturelle Projekthelden e.V., Theater am Schlachthof e. V., Raum der Kulturen Neuss e.V.
Stadt:Neuss